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Tagebuch des Corona-Jahres 2020

geschrieben für Leser des Jahres 2380

Erschienen am 23.02.2021, Auflage: 1/2021
24,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783946130321
Sprache: Deutsch
Umfang: 420 S., 2 farbige Illustr.
Format (T/L/B): 2.9 x 22 x 15.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Das Jahr 2020 war außergewöhnlich. Die Welt wurde von einem neuartigen Coronavirus mit dem Namen Sars-CoV-2 heimgesucht. Wird die Corona-Pandemie die Welt verändern? Das Virus Sars-CoV-2 beeinflusste in unterschiedlichem Maße unser Leben, vor allem die Debatten darüber, was diese Pandemie für uns bedeutet. Welche Informationen erhielten wir über das Virus, welche Sorgen beherrschten die Öffentlichkeit? Die Pandemiebekämpfung wurde zum Kampfplatz von Ideologen. Corona war dennoch nicht durchgängig tonangebend. Deutschland leistete sich zeitgleich bizarre Auseinandersetzungen über "strukturellen Rassismus", Diversität, vermeintlich ungerechte Ungleichheit und unrealistische Gerechtigkeitsforderungen. Wir erlebten fortgesetzte Versuche, eine gendergerechte Sprach- und Schreibweise ebenso wie Fake News durchzudrücken sowie "den Kapitalismus" und die soziale Marktwirtschaft zu diskreditieren. Trat die Klimadebatte zunächst in den Hintergrund, wurde sie in der zweiten Jahreshälfte erneut aufgegriffen. Sachlich fundiert, ist das Tagebuch gleichzeitig ein persönliches Zeitdokument von Februar bis Mitte November 2020. Herausgekommen ist ein einzigartiges Buch, meinungsstark, liberal und einem rationalen und humanistischen Denken verpflichtet. Das Tagebuch endet mit der Aussicht auf einen Impfstoff und die Abwahl des irrlichternden US-Präsidenten Donald Trump. So ergibt das Tagebuch ein Panoptikum an Ideen und Streitgesprächen, die uns im Jahr 2020, als Corona das öffentliche Leben lahmlegte, beschäftigte. Trotz Sars-CoV-2: Die Menschheit wird im Wesentlichen weitermachen wie bisher. Erinnert wird dabei an den Londoner Beamten Samuel Pepys, der vor 360 Jahren, 1660, sein geheimes Tagebuch begann, das er fast neun Jahre lang führte, auch während der Pest im Jahre 1665. Was wird die Leser in 360 Jahren an diesem hier vorgelegten Tagebuch interessieren? Was die Zukunft auch immer an Herausforderungen bringt - die besten Aussichten, ihnen erfolgreich zu begegnen, sind die Tugenden der Aufklärung: Vernunft, Wissenschaft, Humanismus. Und je mehr die Spuren von Covid-19 schwinden, desto weniger werden wir uns daran erinnern, dass die Bedrohung je real war.

Autorenportrait

Gerald Mackenthun studierte zunächst Zeitungswissenschaften und Politologie an der Freien Universität Berlin und arbeitete über 25 Jahre in verschiedenen Medien, vor allem als Wissenschaftskorrespondent der Deutschen Presse-Agentur im Landesbüro Berlin. Nebenbei studierte er Psychologie und absolvierte eine Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten. In diesen Beruf wechselte er 2004. Seitdem arbeitet er als niedergelassener Psychotherapeut in Berlin. Er ist Autor mehrerer Bücher und Grundlagen-werke über Themen der Tiefenpsychologie und beschäftigt sich insbesondere mit Alfred Adler, dem Wiener Begründer der Individualpsychologie. Er ist Dr.phil. und habilitiert im Fach Klinische Psychologie.

Leseprobe

Um die Jahreswende 2019/2020 erreichten Meldungen Europa, dass ein grippeähnliches Virus von der chinesischen Großstadt Wuhan aus sich durch Flugreisende in der ganzen Welt verbreite. Nach einigen Tages des Vertu-schens und Zögerns wurde die Stadt von den Behörden abgeriegelt; nur in dringenden Fällen durfte sie betreten oder verlassen werden. Doch es war zu spät. Wo immer das SARS-CoV-2 genannte Virus auftauchte, wurde das öffentliche Leben heruntergefahren, wurden Ausgangssperren verhängt, die Schulen, Universitäten, Museen, Theater und viele Geschäfte geschlossen, die Grenzen dichtgemacht, der Flugverkehr eingestellt und private Feiern ebenso wie Versammlungen unter freiem Himmel verboten. Fast alle Regierungen der Welt verordneten ähnliche Maßnahme, nur einige Diktatoren und Autokraten leugneten die Gefahr. In Deutschland sollte spätestens mit der Rede der Bundeskanzlerin Angela Merkel am 18. März 2020 der Ernst der Lage allen klar geworden sein. Die mit einer SARS-CoV-2-Infektion einher-gehende Erkrankung wurde Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) genannt. Die weltweite Corona-Pandemie bzw. Corona-Krise war da. Das Buch der Stunde war Albert Camus' Roman Die Pest aus dem Jahre 1947. Camus schildert den Verlauf der Pestseuche in der fiktiven Stadt Oran an der algerischen Küste aus Sicht der Hauptfigur des Arztes Bernard Rieux. Einige tote Ratten und ein paar harmlose Fälle einer rasch zum Tode führenden Erkrankung sind die Anfänge einer schrecklichen Pestepidemie, welche die Stadt in den Ausnahmezustand versetzt, sie von der Außenwelt abschneidet und tausende Todesopfer fordert. Die handelnden Personen nehmen den schier ausweglosen Kampf gegen den Schwarzen Tod auf jeweils eigene Weise auf. Das Buch Die Pest ist Teil der Philosophie von Camus, welche um "das Absurde" kreist, eine existenzielle Gegebenheit. Das Absurde ist steter Begleiter des Menschen. So auch in Die Pest. Der Tod ist absurd, er kennt keine Begründungen und Argumente. Er trifft Kinder ebenso wie Erwachsene, gute Menschen gleichermaßen wie Verbrecher, Vorsichtige genauso wie Lässige, Egoistische wie Solidarische. Viele Menschen, die im Frühjahr 2020 diesen offensichtlich wieder aktuell gewordenen Roman lasen, fühlten sich angesprochen. Eine Lehre des Buchs lautet, "dass. die unheimliche Bedrohtheit unaufhebbar zum Wesen des Lebens gehört". "Der Alte hatte recht", heißt es im letzten Absatz der Pest, "die Menschen blieben sich immer gleich. Aber das war ihre Kraft und ihre Unschuld". Der Arzt Rieux, dem der Bericht über die Pest in der Stadt Oran zugeschrieben wird, "wollte schlicht schildern, was man in den Heimsuchungen lernen kann, nämlich dass es an den Menschen mehr zu bewundern als zu verachten gibt." Der Leser nimmt die Gewissheit mit, dass Mut, Willenskraft und Nächstenliebe auch ein scheinbar unabwendbares Schicksal meistern können. In dem Buch verschwindet die Pest, wie sie gekommen ist. Die Absperrungen werden aufgehoben und die Beschränkungen fallen fort. Die befreite Einwohnerschaft verbrüdert sich in einem Freudenfest, und das alte Leben fängt wieder an. Der Arzt Rieux steht abseits und weiß, dass diese Fröhlichkeit immer bedroht ist. Er weiß, dass der Bazillus niemals stirbt noch verschwindet. Die traumatische Erfahrung kollektiver Verwundbarkeit gehört zur Menschheitsgeschichte. Die Medien erinnerten an weitere klassische Werke und Berichte über Pandemien. Im Alten Testament gibt es die Passage, in der Ägypten mit zehn Plagen überzogen wird, weil der Pharao Moses und die Juden nicht auswandern lassen wollte. Moses verständigte sich mit seinem Gott JHWH, dass dieser nach jeder Weigerung Ägyptens eine weitere Plage schicken wird, darunter schwarze Blattern (Geschwüre) und eine Viehpest. Die fantastische Vielfalt des Decamerone (um 1350), der Novellensammlung von Giovanni Buccaccio, war aus der Not der Absonderung geboren. Die zehn jungen Erzähler flohen vor der Pest aus Florenz in die Hügel von Fiesole, wo sie sich gegenseitig